Sackgasse für Elterntaxis

Administrator (admin) on 22.08.2024

Die Stadt Bad Honnef sperrt Abschnitte der Rommersdorfer Straße und der Burgwiesenstraße für den Durchgangsverkehr

Sackgasse für Elterntaxis

Die Stadt Bad Honnef sperrt Abschnitte der Rommersdorfer Straße und der Burgwiesenstraße für den Durchgangsverkehr

Von Claudia Sülzen

BAD HONNEF. | Mittwoch, kurz vor halb acht. Noch herrscht auf der Rommersdorfer Straße Ruhe an diesem ersten Schultag nach den Sommerferien. Eine Autofahrerin biegt von der Bismarkstraße aus nach links Richtung Siebengebirgsgymnasium ab, reagiert kurz irritiert angesichts der Zaungäste, die sich dort versammelt haben. Was ihr nicht bewusst scheint: Sie befährt diesen Abschnitt auf den letzten Drücker, bevor die Zufahrt zu Löwenburgschule und Sibi erstmals für eine halbe Stunde allein Radfahrern und Fußgängern gehört. Bad Honnef legt mit der Sperrung als Schulstraße vor, was auch andere Kommunen in der Region planen.

Ermöglicht wird der Verkehrsversuch, der auf ein Jahr angelegt ist und neben der Rommersdorfer Straße die Burgwiesenstraße zwischen Am Kirchberg und In den Kircherlen in Aegidienberg betrifft, durch Erlass der Landesregierung NRW. Anwohner und Berechtigte haben weiter Zufahrt – wie eine Lehrerin, die ihre Ausnahmegenehmigung vorzeigt. Bad Honnef will evaluieren, ob eine dauerhafte Lösung, gar eine Komplettsperrung möglich sein könnte – auch mit Blick auf den anstehenden Ausbau der Offenen Ganztagsschule, so der Erste Beigeordnete Holger Heuser.

Dass der wirkliche Lackmustest für die zeitweise Sperrung morgens und mittags noch ausstehen dürfte, wird klar, als um 9 Uhr der Schulgottesdienst endet und Hunderte weitere Schüler unterwegs sind. Das ganz große Chaos bleibt aus, doch auch am Morgen wird deutlich: Der Gedanke daran, dass sich zig Kinder und Jugendliche auf Fahrrädern und zu Fuß den engen, einseitig zugeparkten Straßenraum vor allem mit sogenannten Elterntaxis teilen müssen – wie bisher –, beschwört vor dem geistigen Auge brenzlige Situationen herauf. Zumal, so Lehrer Andreas Kaibel, Eltern auf dem Weg zur Arbeit oft „unter Dampf stehen“. „Ich komme selber mit dem Rad und kenne die Situationen“, sagt Kaibel. Etwa 300 Schülerinnen und Schüler allein am Sibi legen den Schulweg mit dem Fahrrad zurück.

Wie Jendrik, Bardia und Maximilian: „Das ist schon oft eng geworden“, sagen die Siebtklässler. „Da kann man schon Platzangst kriegen“, so Julia, Klasse acht. Ab diesem Donnerstag sind auch noch die i-Dötzchen unterwegs, so an der Löwenburgschule. Für Stefanie Lamsfuß-Schenk, Schulleiterin des Sibi mit an die 1100 Schülerinnen und Schülern, geht es zuvorderst um die Sicherheit. Aber es dürften gern noch mehr Schüler mit dem Rad oder zu Fuß kommen. Eingeübte Selbstständigkeit auf dem Schulweg, noch dazu mit Bewegung an der frischen Luft, steht für die Pädagogin auch auf der Wunschliste, werde aber von Eltern offenbar oft als zu gefährlich angesehen.

Wenn die temporäre Sperrung zu mehr Sicherheit und damit dem Vertrauen darauf beiträgt, dass das eigene Kind nicht bis ins Schulfoyer gefahren werden muss, sei das eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten, sind auch Bürgermeister Otto Neuhoff und Heuser überzeugt. Und es stärke das Bewusstsein für umweltfreundliche Mobilität, für den generell erforderlichen Mobilitätswandel, so Neuhoff. Übrigens nicht nur auf dem Abschnitt zwischen Bismarckstraße und Frankenweg in Höhe der Annakapelle. Auch aus Richtung Rhöndorf kommen Schüler mit dem Rad – und oft bleibe ihnen in der engen Schlucht des Frankenweges nichts anderes übrig, als den Drahtesel auf dem Bürgersteig zu schieben, sagt Kaibel. „Wir sind wirklich sehr dankbar, dass die Stadt von sich aus jetzt die Möglichkeit nutzt, diesen Verkehrsversuch zu starten“, so der Lehrer. Eine Ausweitung wäre aber sinnvoll.

Heuser: „Uns allen ist bewusst, es gibt viele weitere Punkte, an denen man tätig werden muss.“ Und solche, an denen man bereits tätig war, um den Schulweg sicherer zu machen: So wurden an Bismarck- und Königin-Sophie-Straße auffällige Markierungen und hohe Poller angebracht, die ein Überqueren der Straße sicherer machen sollen – und die wie zum Beweis für zu schneidige Kurvenfahrten schon mehrfach umgefahren wurden. An der König-Sophie-Straße wurde eine Hol- und Bringzone für Elterntaxis eingerichtet. Auch deren Sinn und Zweck scheint nicht jedem bewusst. So musste das Ordnungsamt am Mittwoch ran, weil die Zone zugeparkt war.

Nicht jeder Autofahrer war einsichtig. An der Ecke Bismarck- und Rommersdorfer Straße war vereinzelt die Polizei gefragt. Polizeihauptkommissar Dirk Dehmer erinnerte Fahrer von (erkennbaren) Elterntaxis daran, dass ein Stopp auf der offenen Kreuzung oder waghalsige Wendemanöver dort keine gute Idee sind. Gleichwohl, die Sperrung hält er für „eine gute Sache“. Allerdings geht auch Dehmer davon aus, dass vor allem in der ersten Zeit Kontrolle nötig ist. Dass sich eine Testfahrt mit einem Schulbus „verflogen“ hatte und das Gespann partout in die Rommersdorfer Straße wollte, sorgte kurz für Verwirrung; Schulbusse halten generell in der Straße Am Feuerschlösschen. Für die Einhaltung der Verkehrsanordnung nach Paragraf 45 der Straßenverkehrsordnung wird vor allem das Ordnungsamt Sorge tragen, so dessen Leiter Christoph Heck. Entsprechende Schilder weisen auf das Durchfahrtsverbot von 7.30 bis 8 Uhr sowie von 12 bis 13.30 Uhr an der Rommersdorfer Straße sowie von 7.15 bis 8.15 Uhr an der Burgwiesenstraße hin. Für „Motivation“ sorgen vorerst Sperrbaken – und das gerne auch mit Unterstützung etwa der Schulen oder Schülerlotsen. Denn klar ist: Die Aktion ist extrem personalintensiv, auf Dauer lässt sich das so nicht umsetzen.

Gerade darum hofft man auf einen Gewöhnungseffekt. „Wasser sucht sich bekanntlich seinen Weg – und Autos tun das auch“, so Neuhoff. Aber es gehe darum, die Verkehrsströme so zu verändern, damit die Sicherheit für die schwächsten Verkehrsteilnehmer erhöht wird. Im besten Fall schaffe es die Sperrung in die DNA der Autofahrer, zumal mit dem bald beginnenden Ausbau der Rommersdorfer Straße. Der Lerneffekt bleibt abzuwarten. Wie auch kurz nach dem Schulbeginn manch Unbelehrbare die Kreuzung schon wieder mit Volldampf passierten, ohne nach rechts oder links zu schauen.

Rommersdorfer Straße

Mehr Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger

Bereits in Kürze soll der Ausbau der Rommersdorfer Straße beginnen, teilte Bürgermeister Otto Neuhoff am Mittwoch mit. Der erste Bauabschnitt umfasst das Stück Bergstraße bis Bismarckstraße. Die Straße soll für Radfahrer und Fußgänger sicherer werden.

Für eine Widmung als reine Fahrradstraße, so hatte die Stadt ausgeführt, fehlten die Voraussetzungen; unter anderem ist die Fahrbahn nicht breit genug. Geplant ist, die Straße niveaugleich auszubauen, wobei Gehweg und Fahrbahn optisch getrennt werden sollen. Auch Sitzelemente und Begrünung sieht der Plan vor; für die Planung werden etwa 16 Parkplätze wegfallen. Einem Grundsatzbeschluss folgend, wird zeitgleich der Kanal erneuert.

Laut Stadt stammt der Kanal aus dem Jahr 1934, ein „neuerer“ Teil aus 1977. Der Kanalbau soll als Wanderbaustelle erfolgen, wodurch ein Passieren mit Autos nicht möglich ist. Auch kurze Komplettsperrungen gebe es. suc

Quelle: General-Anzeiger-Bonn vom 22.08.2024

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